Fast jeder von uns kennt Leute, die durch die Esoterik spinnert oder irre geworden sind; ihr Geisteszustand ist so, daß sie nicht mehr ernstgenommen werden können.

Ich kenne viele.

Esoterik macht krank.

Wenn man mit dem Geist der Esoterik verbunden lebt, weiß man allerdings nichts davon. Denn es erscheint einem als angenehm, solange man die Schädlichkeit nicht durchschaut.

Wenn wir Esoterik erkennen und durchschauen, suchen wir neue Wege. Jeder möchte das eigentlich. Esoterik ist lieblos.

Niemand möchte bewußt seinen Lebensweg ohne Liebe gehen.

...

Es gibt desweiteren für die Esoterik typische Gefühlserlebnisse.

Unpersönliche Liebe, auch universelle Liebe oder einfach Liebe zu allen genannt gehört dazu.

Es ist ein rauschartiges Gefühl alle zu lieben.

Gleichzeitig vergehen uns Mitleid und Liebe, von der jemand etwas hat. Der Rausch wird nicht in Taten für andere umgesetzt.

Entspannung wird das genannt, was Erstarrung ist.

In der Esoterik ist es ein inneres Wegtreten.

Echte Entspannung ist Auflösung von Verspannungen und Erstarrung durch Wohlgefühl!

Weil wir uns körperlich wohlfühlen durch ein Bad oder eine intuitive, angenehme Massage, entspannen wir uns oder durch Ausübung einer wohltuenden Tätigkeit oder durch Ruhe.

Natürlichkeit ist schön. Das Natürliche ist aber nie gerade.

Die Banane ist krumm, weil sie lebt.

Innerhalb der Esoterik wird das lineare, auch symmetrische als schön empfunden, auch eine solche Anordnung in der Natur.

Der Weg zu Harmonie in und mit der Natur ist aber ein recht krummer.

In diesem Zusammenhang sei auch auf die Magie der Zahlen hingewiesen. Es gibt keine Heiligkeit von Zahlen in der Natur. Der Weg zu Natur und Natürlichkeit geht über die Freiheit und über die Liebe und nicht über die "10 Regeln zu ... 5 Tibeter ... 7 Übungen des Lichts ..."

Erleuchtung, Guru Neureich, Chi, Reiki, Tao, weiße Bruderschaft, transzendentale Meditation, positives Denken, Kinesiologie, Yoga für Schwangere – mir wird übel.

Das geht jedem so, der sich ein gesundes, natürliches Empfinden retten konnte.

Da heißt es: Sorge dich nicht – lebe!

Ich sorge mich lieber.

Da wird gesagt: Wir sagen das jetzt nicht mehr, wenn es uns schlecht geht. Uns geht es jeden Tag besser.-

Ich stehe nicht auf Lügen und sage lieber, wie es mir wirklich geht.

Ein guter Erleuchteter ist nur noch high.

Ich bin lieber naturlebendig.

Guru Neureich sagt uns, daß wir unseren Stress wegmeditieren sollen.

Ich höre nicht auf ihn, ich verarbeite, integriere und lerne lieber!

Chi, Soma, Reiki, Prana, so wird eine Kraft bezeichnet, die uns nur dann angenehm ist, wenn wir uns dem Rausch hingeben.

Prüfen wir sie kritisch, springen wir im Sechseck, und möchten nie wieder mit soetwas ekelhaftem in Berührung kommen.

Jeder kann das sofort überprüfen: In einer Yogaposition sich befindend, kann man nicht gleichzeitig Liebe empfinden.

Oft rafft es liebe Menschen nur so dahin. Sie werden spinnert.

Einfach so auch nicht, sie müssen schon einmal hereingefallen sein, vertraut haben und sich angeschlossen an die Kraft, die sie dann stetig verändert und von Esoterikkurs zu Esoterikkurs führt, und von Buch zu Buch.

Es gibt für jeden soetwas wie Werte.

Es kann uns der höchste Wert sein, viel Moos zu scheffeln.

Esoterikern geht es nicht so. Sie wollen sich geistig höher entwickeln. Wenn sie die höchste Entwicklungsstufe erreicht haben, sind sie vollkommen und lösen sich in der kosmischen Einheit auf.

Geistig höher entwickeln? Das hört sich ja aber gut an.

Ob das heißt dazuzulernen?

Nein, es heißt abzubauen.

Ob das heißt, ein Mensch zu werden, der immer und immer lieber wird? ein Mensch, der immer erfahrener sich anderen zuwenden und ihnen helfen kann? anderen Menschen und der ganzen Natur?

Diese Werte finden wir in der Esoterik nicht.

Es geht dort z.B. penetrant um Wahrheitssuche, um Wahrheitserkenntnis und Auflösung unseres Ich, also unserer angeblich nicht erhaltenswerten, natürlichen Persönlichkeit.

Was ist "die Wahrheit"?

Das, was die Lehre uns weismachen will, was die Lehre aussagt.

Gefunden haben wir die Wahrheit eben dann, wenn wir der Lehre glauben. So einfach ist das, die Wahrheit zu finden. Ich suche die Wahrheit bedeutet, ich suche eine Lehre, die mir gefällt.

Wenn wir eine Persönlichkeit schätzen und lieben – können wir ihr dann wünschen, daß sie sich auflösen möge?

Möchten wir uns selber wirklich auflösen, unsere Werte verlierend? Dann auch noch zugunsten einer Macht, die bei kritischer Betrachtung ekelhaft ist?

Ich möchte, die ich liebe, pflegen und hegen, ich möchte, daß sie sich erholen von ihren Schmerzen.

Aber einfach wegmeditieren – das kann nicht gesund sein.

Wir brauchen das Erleben all unserer natürlichen Gefühle, um unsere Werte (Lernen, Liebe, Lebendigkeit ...) leben zu können.

...

Der Unterschied zwischen Yoga-Liebe und echter Liebe ist, daß Liebe immer persönlich ist.

Universelle, unpersönliche Liebe ist gar keine. Wenn wir nicht jemanden bestimmten lieben, lieben wir natürlich gar keinen. Und die ekstatischen Gefühle treiben uns die echte Liebe gründlich aus.

...

Nun noch etwas zum Thema Liebe. Als ich begriff, daß Erleuchtung völlig ohne Liebe auskommt, habe ich die große Kehrtwende weg von allem esoterischen gemacht. Liebe war mir ein wichtiger Wert gewesen.

Text ist entnommen aus: Gegen Esoterik von Piri Katui, Verlag Natur + Heilung 1998

 

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